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Risk'n'Ride Posts

Ende

Meine Sätze erläutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie – auf ihnen – über sie hinausgewachsen ist.

Wittgenstein, Tractatus 6.54

Mit diesen Worten von Ludwig Wittgenstein beende ich hiermit den Blog „Risk’n’Ride“.
Ich lebe in der Hoffnung, dass viele Leserinnen und Leser meiner Sätze, diese nun als unsinnig erkennen und mit mir über sie hinausgewachsen sind.

Ich verneige mich dankbar vor allen Wegbegleitern, die mir auf meinem Ritt zwischen Angststarre und Leichtsinn beiseite standen. Ohne Euch gäben meine geschriebenen Worte noch Sinn und ich stünde weiterhin an jenem Ort, von dem aus ich Risk’n’Ride 2011 startete. Chapeau, Euch allen!

Ich träume von einem Motorradfahrer, der …

Ich träume von einem Motorradfahrer, der wacklige Wahrheiten und verkehrte Annahmen zertrümmert;

… einem Motorradfahrer, der jegliche Zwänge und Schwachpunkte, Auswege und Alternativen aufdeckt;

… einem Motorradfahrer, der unaufhörlich seine Positionen und Standpunkte wechselt

… einem Motorradfahrer, der nicht genau weiss, wo er morgen fahren oder was er morgen denken wird;

… einem Motorradfahrer, der sich in seiner Gegenwart, im Augenblick, dem Hier-und-Jetzt verankert;

… einem Motorradfahrer, der alle Sicherheitshektik neutralisiert und zu Geschmacklosigkeit umformuliert;

4 Qualitäten jenseits des Flows

hunters by snowmobile in snowy field

Im Folgenden beschreibe ich meine Erfahrungen einer Motorradfahrt nahe der subjektiven Perfektion. Ich vermeide dabei die Erwähnung beiläufiger Sinneswahrnehmungen, da mich hier einzig der fundamentale Wandel des Erlebens meiner Existenz als Motorradfahrer und meine Verschiebung zur Welt „da draussen“ – weit über den Flow hinaus – interessiert. Ich kann mich dabei selbstredlich nur auf meine Selbstbeobachtung während weniger Momente zurückbeziehen. 4 Qualitäten wurden mir dabei offenbart. Diese (verkürzten) Beschreibungen beruhen klarerweise auf vorgefassten Meinungen und Einstellungen jedes einzelnen Motorradfahrers.

1

Die Verlangsamung der Zeit

Die erste Qualität ist die Verlangsamung der Zeit. Während meiner Fahrt konzentriert sich die Gegenwart in einem einzigen Punkt. Das Gestern und das Morgen verlieren ihr Gewicht. Pathologische Sorge um das Vergangene und das Zukünftige verschwindet hinter der Erkenntnis, dass der Scheitelpunkt des Lebens das „Hier und Jetzt“ darstellt.

Verdammt, was brauch ich noch?

Garage.

Der Kapitale in der letzten Kurve meiner letzten Ausfahrt am letzten Ritzel der letztendlich gestörten Beziehung zwischen Gaspedal und Sicherheit hat zu guter Letzt dem Leben meiner geliebten Maschine den letzten Hauch entsteigen lassen. Gottseidank sind Motorräder ersetzbar wie Nieren, Herz und Lungenflügel, vor allem wenn man als Hosenschisser – wie ich – die Vollkasko-Option gezogen hat.

Neues Motorrad heisst neues Leben. Selbst wenn Atlantis untergeht und Rom brennt, finde ich irgendwie Zeit bei Louis oder dem Händler meines Misstrauens zu shoppen.
Die Überlebenden meines Überschlags habe ich vorsichtshalber noch vor der Beisetzung sorgfältig abmontiert – kann ja sein, dass ich diese Dinger auf meine Neue schrauben kann. Trotzdem: Neues Motorrad = neue Grundausstattung.